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Zeitzeugenberichte IX

Karl- Heinz G.   Teil 2

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Ich lief weiter über das verschneite Feld, ließ die GK und die Ortschaft Ohrsleben links (südlich) liegen und kam dann an die Straße Ohrsleben - Hötensleben. Die befand sich an dieser Stelle schon im 500 m Schutz- streifen. Ich legte mich ca. 10 Min. in den Schnee und beobachtete die Straße sowie die Umgebung. Auf der anderen Seite führte ein Feldweg in Richtung Grenze. Dahinter wieder eine Wegkreuzung. Ich bin dann aber wieder über das Feld weitergelaufen. An der Wegkreuzung war nämlich viel Gebüsch und ich hatte die Befürchtung, das sich dahinter Grenzposten befinden könnten. Nun war es nicht mehr weit. Ca. 200 m vor mir war dieses Wäldchen zwischen Ohrsleben und Hötensleben (Anmerkung: gemeint ist das Haidholz). Südlich von diesem Wäldchen war im Minenfeld eine Minengasse, die nur mit spanischen Reitern gesichert war. Die Reiter waren zum Schutz vor Verrücken an Betonpfeiler angekettet. Mein Ziel war es, an dieser Stelle über die Sperre zu klettern.

In diesem Moment fiel mir ein, das die Grenzkompanie, wenn genügend Posten zur Verfügung standen, einen Doppelposten südl. des Wäldchens zur Sicherung der Minengasse aufstellten. Ich ändere meinen Plan und ging ca. 200 m nördlich von dem Wäldchen bis ans Minenfeld. Von dem ersten Stacheldrahtzaun hakte ich einen Draht nach oben zusamme und nach unten. Ich stieg in das abgezäunte Minenfeld hinein. Anschließend stetzte ich mich in den Schnee und rauchte erst einmal eine Zigarette. Dabei beobachtete ich das Gelände in Richtung Osten. Während ich rauchte, überlegte ich, wie ich jetzt durch das Minenfeld komme. Mir war bekannte, dass das Minenfeld nur auf halber Breite auf der Seite zur Bundesrepublik hin mit 2 Reihen Holzkasten-Infanterieminen vermint war. Die Reihen lagen ca. 2 m auseinander. Der Abstand der Minen in jeder Reihe war auch ca. 2 Meter. Die Minen in den beiden Reihen verschoben sich auf Lücke, so lag etwa auf jeden laufenden Meter eine Mine.

Während ich darüber nach dachte, erinnerte ich mich an den Grenzdienst, , wenn der Kontrollstreifen entlang des Minenfeldes auf Fußspuren kontrolliert wurde. Dabei mußte auch notiert werden, wo Minen detoniert waren, und was der Grund der Auslösung war. Und wo die Mine lag, in der ersten oder zweiten Reihe. Dazu hatten die Betonpfähle Nummern. Jetzt mußte ich noch in dem abgezäunten Minenfeld 150 m nach Norden gehen, Dort befand sich ein alter Feldweg, der quer über den Weg vermint war. Am linken Grabenrand des Weges hatte zu meiner Zeit einmal ein Fuchs eine Mine ausgelöst. Diese Mine befand sich in der 2. Reihe. Was ich aber nicht wußte, ob zwischen zeitlich Minen nachgelegt worden waren. Ich bin auf diesem Grabenrand zwischen den Minen der ersten Reihe hindurch, immer langsam einen Fuß vor dem anderen. Dann wieder stehen geblieben und immer wieder die Entfernung zur zweiten Minenreihe abgeschätz um dann im schrägen Winkel nach links durch die zweite Reihe der Minen hindurch zu kommen. Anschließen wieder einen Draht nach oben und einen nach unten zusammen gehakt.

Nun waren es nur noch ca. 50 bis 80 Meter und dieser tiefe Graben (Amerkung: es handelt sich um die Schöninger Ause) war nach meiner Einschätzung die Grenzlinie. Trotz Schnee und Kälte habe ich geschwitzt als ich es endlich am 10. Februar 1963 geschafft hatte. Ich befand mich auf dem Boden der Bundesrepublik Deutschland.