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Zeitzeugenbericht V

H. F., ehemals Grenzkompanie Sommersdorf

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Der nachstehende Zeitzeugenbericht bezieht sich auf den Suizid eines Bundesbürgers zwischen dem eMGZ und Schutzstreifenzaun am 29. September 1987 bei Völpke, gegenüber dem westdeutschen Abbaugebiet für Braunkohle (nordostwärts Schöningen. Den ausführlichen Bericht zu dem Ereignis [hier].

Am 29.09.1987 hatte ich der 7. Grenzkompanie Sommersdorf um 6.00 Uhr meinen Dienst als UvD (Unteroffizier vom Dienst) angetreten. Um 07.10 Uhr meldete sich mit ruhiger Stimme der KGSI bei mir über Telefon (HSS16). Er sagte wörtlich zu mir: “H..., ich habe vermutlich eine Festnahme am Tuskulum. Kompanie Grenzalarm!” Dann legte er auf.

Nun ging alles in Sekundenschnelle. Kippschalter von der Alarmhupe betätigt (GRENZALARM WAREN 3 MINUTEN DAUERTON); Waffenkammer aufgeschlossen. Als nächstes bin ich ohne Anzuklopfen in den Offiziersspeiseraum gerannt, wo der KC gemütlich beim Frühstück saß. “Genosse Hauptmann, man hat vermutlich eine Festnahme am Tuskulum.” Der Hauptmann hoch und im Laufschritt in sein Dienstzimmer.

Was war passiert ? Hier die Aufzeichnung von einem Offizier, der damals die Führung auf der FüSt übernommen hatte:

Der Vorfall hat sich am 29.09.1987 gegen 07.00 Uhr im Grenzabschnitt Sommersdorf abgespielt. Der Grenzverletzer Sch., Falk, geb. in Radebeul, wohnhaft in Dülmen, passierte zwischen den Grenzsäulen 780 und 782 die Staatsgrenze der DDR. Er schnitt eine Öffnung in den Streckmetallzaun und ließ ca. 200 m in Richtung Grenzsignalzaun. Dabei verteilte er 224 Flugblätter. Durch eine Kradstreife wurde er um 07.14 Uhr aufgefordert, eine gezogene Pistole abzulegen. Der Grenzverletzer ging rückwärts in Richtung DDR und richtete die Pistole auf die Kradstreife, die in Stellung ging und den Grenzverletzer nicht mehr sah, da dieser hinter eine Geländeerhebung ging. Dort erschoss sich der GV mit einen Schuss in die Brust.

Gegen 09.00 Uhr kamen dann Personen mit schwarzen langen Mänteln und Sonnenbrillen aus Berlin. Wann die 2 Grenzer in die Grenzkompanie zurück kamen weiß ich nicht mehr. Jedenfalls gaben sie bei dann ihre Waffen in der Waffenkammer ab und verschwanden gleich wieder in den Zimmern, wo die Leute mit den schwarzen Mänteln waren.

Als die 2 Grenzer wieder aus dem Zimmer kamen waren sie fix und fertig. Die beiden versahen ihren Grenzdienst bis zum Schluß in der 7. Grenzkompanie “Eberhard Knospe”.

H. F. vielen Dank für den Bericht.

Begriffserklärungen:

KGSI  -  Kommandeur Grenzsicherung
KC     -  Kompaniechef
FüSt  -  Führungsstelle. Diese befand sich auf einem Beobachtungsturm an der Grenze.
GV     -  Grenzverletzer

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